Vorbilder

Neulich sagte mir jemand, dass es gut wäre Vorbilder zu haben. Ja, stimmt. Es wäre gut sich "die Großen" anzuschauen um zu lernen. Stimmt das wirklich? Tatsächlich wurde mir vor einiger Zeit bewußt, dass ich es wohl "falsch" mache. Ich fand bei "den Großen" immer sehr schnell "Fehler" und war enttäuscht festzustellen, dass sie doch "nur Menschen" sind. Anderseits wurde ich immer wieder von Menschen überrascht, die nicht wirklich zu "den Großen" gehören. Der erste Eindruck war oft sogar recht wenig beeindruckend gewesen. Aber wenn ich mich dann auf solche "kleinen" eingelassen habe, habe ich nach und nach immer wieder etwas entdeckt, was ich bewundern konnte. Etwas was ich von ihnen lernen wollte. Außerdem ist es einfacher, weil es von "den kleinen" sehr viel mehr gibt als von "den großen". Ich möchte ein paar Beispiele aufführen um es deutlicher zu machen. Diesen Sommer habe ich ein kleines 5 jähriges Mädchen kennen gelernt. Sie lächelte viel und in ihren großen Augen spiegelte sich immer wieder Begeisterung. Egal worum es ging. Sie war aufgeregt, weil so viele Leute zu Besuch waren. Sie sprach alle an, ohne Scham und ohne Unsicherheit. "Wie heißt Du?" oder "Magst Du mein Baumhaus sehen?" Wir haben bei ihr Zuhause Fußball geguckt (WM). Und als sie sich dann wie "die großen" hingesetzt hat um das Spiel zu gucken, war ich beeindruckt von ihrer Haltung: aufrecht, nicht so wie die der Erwachsenen. Ich denke oft an sie. Ich mag diesen offenen Blick und diese Unbeschwertheit. Ich möchte dieses Gefühl haben wenn ich fremde Menschen anspreche. Ich möchte über meinen Blog so begeistert erzählen können wie sie über ihr Baumhaus. Ich möchte ihre Haltung beim Sitzen einnehmen ohne darüber nach zu denken. Aber es könnte auch ein anderer Mensch sein. Z.B. eine Frau die sauber macht, der es wichtig ist, dass alles seine Ordnung hat. Der es wichtig ist, dass die Leute morgens alles sauber vorfinden und sich wohlfühlen. Eine Frau ohne Studium, die gebrochen Deutsch spricht. Eine Frau die ihre Arbeit gerne macht, egal was andere davon denken, oder wie es bewertet wird. Die niemanden beweisen muss wie schlau sie ist, wie gut sie schreibt oder redet oder wie gut sie plant und organisiert. Und ich habe noch ein Beispiel. Ein Freund der zuhören kann, ohne etwas zu sagen. Ein Freund der selten etwas sagt und wenn er etwas sagt, dann ist es so tief und so berührend, dass es mir manchmal die Sprache verschlägt.

Meine Vorbilder sind überall. Aber besonders gut ist das Vorbild in meinem Kopf. Denn ich weiß schon ganz genau was für ein Mensch ich sein will. Ich weiß ganz genau was für Eigenschaften ich bewundere. Und je näher ich diesem Menschen der ich sein will komme, desto mehr stelle ich fest, dass ich in anderen immer nur mich selbst gesucht habe.

Seit ich weiß, dass mein Name "Die Wunderbare" bedeutet, ist es immer wieder etwas komisch jemanden zu sagen, dass er/sie "wunderbar" ist. Es ist als würde ich sagen "Du bist ich". Tatsächlich ist es aber doch so: was ich an Dir nicht mag, mag ich an mir nicht, was ich an Dir mag, mag ich an mir auch.
Aber ich muss auch innerlich schmunzeln wenn mich jemand bewundert oder mir ein Kompliment macht, weil mir immer bewusster wird, dass auch die anderen mir sagen: "Du bist wie ich".

Je mehr ich mich selbst wunderbar fühle, desto mehr kann ich mich an den wunderbaren Menschen an meiner Seite erfreuen. Ich fühle mich Teil eines Ganzen und super wohl mit meiner Einsamkeit. Seltsam und neu, aber sehr schön.

"Der Tropfen weiß, dass er ein kleiner Teil des Ozeans ist, er vergisst aber oft, dass der Ozean ein Teil von ihm ist" (ist von Osho, glaube ich).

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Anerkennung

Die Gummibandtheorie

Glauben, Wissen und Erleuchtung