Anerkennung

Vor einigen Wochen, hatte mich eine Freundin gefragt ob ich vielleicht etwas über das Thema Anerkennung schreiben will. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht und auch ein wenig recherchiert.

Wie ist es, wenn ich mich anerkannt fühle? Sofort fällt folgendes auf AN-ERKANNT. Gesehen, erkannt, wahrgenommen, bestätigt, akzeptiert...

Ich denke an eine Situation, in der ich etwas gut gemacht habe. Ich empfinde es so und jemand kommt und findet es auch gut. Am besten ist es wenn diese Person auch noch versteht, warum ich das getan habe, und warum ich es gut finde, und was für Werte für mich dahinter stecken. Ich denke an Geschichten und Artikel, die ich lese, und unter denen Kommentare zu finden sind, die so etwas sagen wie "Ja, Du sprichst mir aus der Seele!" oder "Ich kann mich damit total identifizieren!"

Ich hatte mal einen Chef, der hat dauernd gesagt, dass wir alles gut machen, dass er zufrieden ist, dass alles gut läuft. Aber es war überhaupt nicht glaubwürdig, es war zu viel, zu oft, zu sehr eine Floskel. Also hängt es auch sehr davon ab was zwischenmenschlich passiert. Anerkennung kann manchmal auch ganz ohne Worte passieren. Entscheidend ist, ob ich es als solche fühle.

Ich denke, Anerkennung und Lob werden ob verwechselt (auch in tue es in diesem Text, es ist gar nicht so einfach!). Für mich hat Anerkennung aber nichts mit Lob zu tun. Es ist keine Wertung. Es ist Wertschätzung. Es geht um Empathie: d.h. um erkennen und sehen des Anderen. Vielleicht würde ich es so ausdrücken: "Ich verstehe warum Du stolz bist und feiere dieses Gefühl mit Dir". Manchmal ist es gar nicht so konkret. Mein aktueller Chef hat mal zu mir gesagt, dass es Spaß macht mit mir zu arbeiten. Hätte es mir selber keinen Spaß gemacht, hätte ich keine Anerkennung empfunden, aber ich war in dieser Zeit motiviert und begeistert und fand meinen neuen Chef klasse! Besonders da es offensichtlich war, dass er mich auch klasse fand.

Da es also mit Empathie zu tun hat, und selbst wenn jemand es gut meint, nicht unbedingt so ankommt, kam mir folgende Frage in den Sinn: ist es möglich Empathie vorzutäuschen?
Ist es möglich jemanden davon zu überzeugen, ein Buch gelesen zu haben ohne es wirklich gelesen zu haben? Vielleicht ja. Aber muss ich da nicht so viel über das Buch wissen, dass es dann irrelevant wird, ob ich es wirklich gelesen habe oder nicht? Ist es möglich jemanden klar zu machen "ich verstehe wie Du Dich fühlst", ohne es wirklich zu verstehen? Ich bezweifle es.


Definitionen

Weil ich recherchiert habe und weil ich die Definition für Anerkennung bei Wikipedia stimmig fand, zitiere ich hier einen Ausschnitt für euch:

Als Synonyme werden benutzt: Akzeptanz, Lob, Bestätigung oder Respekt
Das Verb „anerkennen“ ist die Verdeutlichung des Verbs „erkennen“
offizielle Bestätigung, Erklärung der Gültigkeit oder der Rechtmäßigkeit
Wahrnehmung äußerlicher Gegebenheiten in ihrer seelischen Bedeutsamkeit

Über Empathie auch einen Ausschnitt von Wikipedia:

Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Ein damit korrespondierender allgemeinsprachlicher Begriff ist Einfühlungsvermögen.


Mir sind zwei Geschichten aus meinem Leben eingefallen, in denen ich keine Anerkennung empfand, die ich mit euch teilen möchte:


Wow, Du bist ja sooo mutig!

Während meiner Schwangerschaft hatte ich für mich den Stockkampf entdeckt. Ich ging gerne dort hin, es tat mir gut. Und zwar nicht nur die Übungen, sondern auch die Lehrerin und die Gruppe. Ich war inzwischen wahrscheinlich im 5 Monat schwanger, da hat mir jemand aus der Gruppe immer wieder ihre Bewunderung zum Ausdruck gebracht und mir gesagt, wie mutig ich wäre, dass ich trotz Schwangerschaft diesen Kurs mitmachen würde. Ich fühlte mich seltsam mit dieser Aussage. Ich fühlte mich nicht mutig, und jetzt war ich auch noch verunsichert, ob ich vielleicht hätte Angst um mein Kind haben müssen? War ich etwa zu unbedacht? Es war für mich kein Kompliment, weil ich ihre Begeisterung nicht verstand und ich mich mit ihren Aussagen über mich nicht identifizieren konnte. Lob oder Komplimente funktionieren nur, wenn wir uns selbst auch so bewerten. Oft wird etwas positives über uns oder über unsere Leistung gesagt, aber dies kommt nur an, wenn wir meinen, dass es stimmt oder stimmen könnte.

Wenn ich also jemandem Anerkennung schenken möchte, dann sage ich lieber etwas über mich. In dieser Geschichte hätte diese Frau zu mir sagen können  "Wow, ich finde es beeindruckend wie Du mit Deiner Schwangerschaft umgehst. Ich wäre viel zu ängstlich und viel zu verunsichert Sport und insbesondere Stockkampf zu machen." D.h. eigentlich war ich für diese Person ein Vorbild, wahrscheinlich würde sie sich mein Vertrauen und Zuversicht, meine Ruhe oder Gelassenheit für sich selbst wünschen. Und damit kann ich besser sein: ich bin gerne eine Quelle der Inspiration!

Eine andere Möglichkeit ist, dass wir die Aussage entwerten, weil wir denken, dass die Person es nicht beurteilen kann. Wenn ich mit meinen Zeichnungen nicht sehr zufrieden bin, und es kommt jemand, der nicht zeichnen kann und bewundert mein Werk, dann bedanke ich mich zwar, aber das Gefühl kommt bei mir nicht an, egal wie begeistert mein Gegenüber ist. Bin ich im Gegensatz zufrieden mit meinem Werk, kann ich Lob eher annehmen. Aber zeige ich es jemandem, von dem ich denke, er oder sie kann es wirklich auch beurteilen, dann ist dessen Wertung egal ob positiv oder negativ um so wichtiger für mich und dann eben aufbauend oder vielleicht leider auch vernichtend.

Neulich sagte der sechsjährige Freund meiner Tochter zu einem Erwachsenen "Das machst Du wirklich gut!" und alle schmunzelten. Es stimmte, es sah sehr gekonnt aus. Warum war es also komisch, wenn ein kleiner Junge so etwas zu einem Erwachsenen sagt? Und fühlte sich der Erwachsene ermutigt oder anerkannt? Wahrscheinlich ist es gerade deshalb komisch, weil es nicht als Anerkennung empfunden wurde, gerade weil es ein kleiner Junge war der so etwas sagte.


Und manchmal fehlt das "wir"

Nach einem Besuch in der Türkei, brachte ich meinem Vater voller Stolz mein Türkei-Fotobuch. Mein Vater ist Künstler und ich war sehr zufrieden mit diesem Fotobuch, ich fand es ästhetisch sehr gelungen. Mein Vater war irgendwie unbeeindruckt. Ich redete begeistert über das Buch und er verzog keine Miene. Plötzlich aber entdeckte er Mich auf einem der Fotos und wirkte etwas verwirrt. Er hatte gar nicht richtig zugehört, er hatte nicht mitbekommen, dass ich ihm erzählt habe, dass ich das Buch gemacht habe. "Das hast wirklich Du gemacht?" Er blätterte zurück und fing dann erneut vorne an, um alle Seiten langsam anzuschauen und immer wieder zu betonen wie toll er es fand. Er hatte gedacht das Buch hätte ein Profi gemacht. Er hatte es etwas seltsam gefunden, dass ich ihm ein Bildband über die Türkei schenkte. Jetzt war er aber total begeistert. Er redete davon, dass ich meinen Job schmeißen und lieber Design machen sollte. Das Buch gefiel ihm sehr und er zeigte es später auch stolz seinen Freunden, natürlich mit dem Satz "Das hat meine Tochter gemacht!"

Ich aber fühlte mich seltsam. Als stünde plötzlich das Fotobuch zwischen mir und ihm. Erst hatte er mir nicht zugehört und dann war er stolz über meine Leistung, aber gesehen fühlte ich mich immer noch nicht. Es war für mich als wäre das Buch zwar auf seine Seite durchgedrungen, aber ich war auf der anderen Seite der Nebelwand, die uns schon immer trennte, zurückgeblieben. Seine Begeisterung, also seine Nähe und seine Gefühle galten dem Buch, nicht mir. Wenn er das Buch anderen zeigte, dann schauten sie zusammen auf die Fotos und redeten darüber, als wäre ich nicht dabei. Ich fühlte mich außen vor.

"Liebe besteht nicht darin, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt"
-- Antoine de Saint-Exupery

Vielleicht sollten sich liebende trotzdem ab und zu anschauen, zum Beispiel um sich zu vergewissern, dass sie auch das selbe anschauen, das gleiche Interpretieren oder wenn nicht, dann darüber klar werden, dass sie es vielleicht unterschiedlich bewerten. Mein Vater und ich schauten uns beide das Buch an, aber ich fühlte keinen Kontakt.


Anerkennung die funktioniert, fühlt sich an wie Verbundenheit

Ich habe versucht mich an eine ähnliche Situation zu erinnern, in der ich mich aber ganz ganz anders gefühlt habe. Einer Freundin hatte ich einige Texte geschickt, sie fand diese großartig. Wenn sie mir ihre Begeisterung über meine Texte mitteilte war es komplett anders. Das erste was mir einfällt ist, dass sie mit mir Blickkontakt hielt. Und ihr war es nicht so wichtig anderen darüber zu erzählen, sondern mir zu sagen, dass sie mich toll fand. Dass sie sich berührt gefühlt hat, durch das was ich geschrieben hatte. Es ging darum was sie empfunden hatte, als sie meine Texte gelesen hatte. Sie fühlte sich mir näher, sie fühlte sich vielleicht sogar von diesem Text verstanden, weil sie sich stark damit identifizieren konnte. Es ging zwar um den Text (ihr war der Stiel und die Grammatik auch sehr wichtig, da war sie kompromisslos), aber es ging in dem was sie sagte und wie sie es sagte (Blicke, Körpersprache...) um uns.

Bestimmt kennst Du auch so Situationen in denen Du z.B. von einem Buch oder Film oder ähnliches voller Begeisterung erzählt, und plötzlich ist da ein Echo dieser Begeisterung: jemand anderes antwortet "Ja, ich kenne das und ich finde es genau so toll".

Vielleicht geht es einfach nur darum dazuzugehören. Es ist eine Art Verbundenheit die dann entsteht. Es geht nicht um Recht zu haben, sondern Ein-verstanden zu sein. Es geht um die Gemeinsamkeit.


Empathie auch in schlechten Momenten: die Rechtmäßigkeit und Gültigkeit der Gefühle

Der Grund, weshalb wir Anerkennung mit Lob verwechseln, ist, dass wir eher über positive Wertung, also Lob, dieses Gefühl der Gemeinsamkeit bekommen. Und zwar genau dann wenn wir uns gut mit etwas fühlen und dies jemand bestätigt: "das hast du gut gemacht!" Aber eigentlich wünsche ich mir zum Beispiel für meine Tochter (und für mich, aber das zu schreiben fand ich erst einmal schwieriger), dass sie sich auch gesehen fühlt wenn sie Kummer hat, oder Angst oder Wut. Empathie heißt nicht, dass ich mit Ihr einer Meinung bin, aber es heißt, dass ich sie wahrnehme und verstehe. Tatsächlich klappt es manchmal (ich übe!), dass ich auf ihren Ärger mit der Bestätigung reagieren kann "Jetzt bist Du aber ganz schön sauer! Stimmt's?" oder "Ich weiß, dass es doof ist, wenn ich Dir nicht erlaube..." Und recht oft verändert es schon eine ganze Menge in Ihr. Es ist nicht mehr ein (Macht-)Kampf, auch wenn sie meine Gründe in ihrem Alter nicht immer nachvollziehen kann, vertrete ich die "Notwendigkeit" dieser Maßnahme, auch wenn sie damit nicht einverstanden ist. Der Gegenpart ist natürlich auch wichtig, dass sie lernt meine Gefühle zu respektieren, und das kann sie nur, wenn ich ihr davon berichte. Ich sage ihr warum ich etwas will oder nicht will und zwar weil es etwas mit mir macht (Gefühle). Kinder (aber auch Erwachsene) reagieren viel besser auf Authentizität: dass ich sage, dass sie von dem Baum runter soll, weil ich Angst habe, dass sie runterfällt. Es geht auch nicht um diskutieren oder erklären, sondern um Aufrichtigkeit: etwas, das sie fühlt wenn ich mit ihr kommuniziere. Und um Beziehung, welche nicht ins Wanken gerät, wenn wir anderer Meinung sind.

Einfacher finde ich es, ihr Bestätigung zu geben wenn sie Traurig ist, sich wehgetan hat oder Angst hat. Dann kann ich sagen "Es war zwar nur eine Schürfwunde, aber es tut trotzdem erst einmal doll weh" Im ersten Teil meiner Aussage versuche ich sie zu beruhigen, in dem ich ihr sage, dass es keine schlimme Verletzung ist, im zweiten Teil gehe ich auf ihren Schmerz ein. Manchmal weinen die Kinder auch einfach weil sie sich erschrocken haben. Der Fall mit dem Laufrad ins Laub war nicht schlimm, aber die Angst ist berechtigt! Und wenn ich nur sage "Es ist nicht schlimm!" fühlt sich keiner gesehen. Wir kennen doch alle ähnliche Situationen selbst: wie oft schimpfen wir mit unserem Kind, weil wir uns erschreckt haben, weil wir dachten es war gefährlich und hätte ganz anders enden können? Unser Ärger entstammt unserer Angst, wirklich was passiert ist aber nichts! Wie fühlt es sich dann an, wenn uns jemand sagt "Jetzt beruhige dich mal, es war doch gar nicht so schlimm, es ist doch nichts passiert!" Seien wir ehrlich, es fühlt sich nicht besonders gut an, weil es so ist als würde unser Gefühl keine Berechtigung finden. Anerkennung im Sinne von Bestätigung, Erklärung der Gültigkeit oder der Rechtmäßigkeit.

Am schwierigsten finde ich es, wenn meine Tochter quengelt. Ich bin dann schnell genervt und reagiere entsprechend. Wenn sie dann weint oder wütend wird, beruhige ich mich wieder und kann nun anders reagieren. Aber oft quengeln/nerven wir uns erst einmal einfach nur gegenseitig an (bis es eskaliert).

Ich versuche es gerade zu analysieren. Was genau finde ich so schwierig wenn sie quengelt? Ich denke, es ist so, weil der eigentliche Grund für die Gefühle nicht klar ist. Es ist mehr ein "das will ich nicht" als ein "ich will aber dieses andere". Mir fällt es schwer nachzuvollziehen woher der Unmut kommt. Dieses Problem habe ich mit meinem Mann auch. Dann bin ich einfach genervt und pampig und nehme ihn als genervt und pampig wahr. Bei ihm stellt sich später oft heraus, dass er bestimmte unausgesprochene Erwartungen an mich hatte, die ich hätte wissen sollen. Bei meiner Tochter finde ich es wirklich schwierig, weil sie sich auch noch nicht so gut ausdrücken kann und sie vielleicht manchmal nur auf die Stimmung der Erwachsenen reagiert: d.h. sie weiß selbst nicht warum sie quengelt.

Gestern war so eine Situation. Wir waren zusammen weggefahren. Es war ein schöner Ausflug. Aber irgendwann wollten wir Eltern gehen. Vielleicht war sogar etwas Enttäuschen bei uns beiden da, weil wir ja eigentlich noch etwas zuhause gemacht haben wollten und es inzwischen schon spät geworden war. Wir wollten also gehen. Ainara war einverstanden (obwohl sie viel Spaß auf dem Spielplatz hatte und das Wetter hervorragend war). Das Kindern in dem Alter aber große Probleme mit dem Thema "Eile" haben, wissen alle Eltern. Nun wurde mein Mann ungeduldig und hat beklagt, dass er heute wahrscheinlich wieder keine Zeit haben würde Klavier zu spielen. Also bot ich ihm an, dass er vorfahren und so noch 10-20 Minuten vor uns Zuhause sein könnte und dadurch ein kleines bisschen mehr Zeit hätte.
Es hat keine 5 Minuten gedauert, da habe ich meine Entscheidung schon bereut: meine Tochter wollte plötzlich nicht mehr selber fahren und war ganz plötzlich einfach zu müde (obwohl sie gerade erst auf dem Spielplatz getobt hatte). Ich war genervt, aber ich versuchte sie zu überreden und es klappte. Zumindest vorerst, denn nach einigen hundert Metern war die nächste Quengelaktion dran!
Als wir schließlich zuhause ankamen war ich sehr genervt und mein Mann und ich hatten auch noch einen kleinen Streit. Wir waren einfach alle quengelig oder pampig oder genervt und das ist ansteckend!

Im nachhinein, denke ich, dass folgendes passierte: Ich habe meinem Mann zwar zugestanden, dass er vorher geht, aber innerlich fand ich es ungerecht. Tatsächlich beklage ich mich immer mal wieder darüber, dass ich viel Zeit mit unserer Tochter verbringe, dies mich aber belastet. Manchmal gelingt es mir, ihr zu sagen, dass sie sich bitte an den Vater wenden soll, schließlich ist er auch noch da. Oder ich sage ihm, er soll sich doch bitte um ihr Bedürfnis kümmern. Beim Essen ist er oft fertig wenn ich noch gar nicht angefangen habe, weil ich unsere Tochter erst einmal "versorgt" habe, damit sie essen und trinken kann. Dieses Zusammenspiel und meine Bewertung davon, im Sinne von "ich komme zu kurz", sorgt immer wieder für viel Ärger. Und wahrscheinlich war diese Stimmung in mir, die unbewusste Ursache für das Quengeln meiner Tochter, und auch die Ursache dafür, dass ich dann schnell genervt von ihr bin, da dieses Gefühl ja eigentlich schon vorher dagewesen ist, eben nur nicht bewusst. Es ist als würde sie mir endlich einen Grund geben damit meine Missstimmung berechtigt ist.


Ich zeige mich!

Und was kann ich tun um mehr Anerkennung, mehr Empathie zu genießen? Der weit verbreitete Tipp von vielen ist, die Anerkennung in uns selbst zu finden. Aber dies ist einfacher gesagt als getan! Auf solche Ratschläge reagiere ich oft mit Ärger, weil ich mich ohnmächtig fühle. Daher frage ich dann oft "und wie genau soll ich das tun?" oder "Welchen Knopf muss ich dafür drücken?". Dies verdeutlicht meinem Gegenüber, dass der Ratschlag mir nicht geholfen hat. Und ich glaube, dass die Menschen um uns rum, mit denen wir mehr oder weniger gute Beziehungen haben, tatsächlich nicht mit Absicht unempathisch handeln (d.h. unnütze Ratschläge geben die uns das Gefühl geben "es ist ganz einfach, aber ich bin total unfähig"), sondern weil wir es alle nicht anders gelernt haben. D.h. wenn ich traurig bin und meine beste Freundin kommt mit Ratschlägen an, und ich fühle mich nicht gesehen, dann kann ich sagen, dass mir die gut gemeinten Ratschläge nicht helfen (mit so einer Frage wie oben z.B.) und sagen, was ich von ihr stattdessen bräuchte: einfach nur Zuhören, vielleicht eine Umarmung. Aber ich kann auch fragen, ob sie so eine Situation schon einmal erlebt hat, und daher nachvollziehen kann, wie ich mich jetzt fühle. Vielleicht würde mir helfen, dass sie mir von ihrer Situation erzählt. Evtl. hilft mir ihre Lösung, aber manchmal hilft sie eben auch nicht.

Auch dieser "Ratschlag" ist nicht einfach umzusetzen, selbst wenn sich unsere erdachte Freundin bemüht, kann es passieren, dass sie etwas sagt, mit dem wir uns doch nicht gesehen und verstanden fühlen. Genau das passiert mir mit meinem Mann oft! Und es war immer wieder enttäuschend, bis ich nach und nach gelernt habe, ihm zu erklären warum sein Vergleich oder seine Frage für mich nicht passt, was genau anders ist. Und dann plötzlich gelingt es: das verstanden werden, das gesehen werden, das ANERKANNT WERDEN!

Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. 

Bereitschaft von meinem Mann war schon da (auch bei der Freundin mit den Ratschlägen), nur die Fähigkeit hatte gefehlt!


Noch zwei kleine Tipps zum Schluss

Neulich habe ich gelesen, es wäre gut sich weniger zu entschuldigen und mehr zu bedanken, dies hilft beiden. Schuld trennt, Dankbarkeit verbindet. Ich versuche mich daran zu erinnern und meine Dankbarkeit, meine Freude und meine Wertschätzung mehr zu zeigen in dem ich sie insbesondere  auch ausspreche. Ich sage meinen Freunden, dass es schön war mit ihnen zu reden weil... Ich sage meiner Tochter, dass ich ihre Geschichten gerne zuhöre... Ich sage meinem Kollegen, dass ich es toll finde, wie er mir bei meinen Fragen hilft... Ich sage meinem Mann, dass ich dankbar bin, dass er für mich da ist...

Und plötzlich sagt mir meine Tochter, dass sie froh ist, dass ich ihre Mutter bin... Und mein Mann sagt mir, dass es schön ist mit mir, als wir uns umarmen...

Und ganz wichtig: wenn unsere innere Stimme uns kritisiert oder gar beschämt, wie wäre es mit ein wenig Selbstempathie? Wenn es mir auffällt, dass meine Gedanken negativ über mich urteilen, dann versuche ich innerlich diesen Stimmen zu antworten, wie wenn ich meine Tochter nach solchen Kommentaren trösten würde, am besten ganz ohne Ratschläge!
  


Wie immer würde ich mich über einen Kommentar oder eine Rückmeldung freuen. Wann fühlst Du Dich anerkannt? Was hat Dir gefallen? Was nicht? Was hat Dich berührt, zum nachdenken angeregt, beunruhigt oder verwirrt?

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